Zur Autökologie der Mohnkapselrüsler Ceutorrhynchus macula-alba (Herbst, 1975) und Ceutorrhynchus albovittatus (German, 1842) (Coleoptera, Curculionidae)
Rozsypal J., Povolný D.
Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 39: 461-508, 1977
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Abstract: Die vorliegende Studie über die Autokologie der Mohnkapselrüssler kann in die
folgenden wichtigsten Resultate zusammengefasst werden. 1. Die Arten
Ceutorrhynchus albovittatus (CA) und C. macula-alba (CM) unterscheiden sich
holomorphologisch, ausser den in der kompendialen Literatur angegebenen
Merkmalen, vor allem im Bau der larvalen Mundwerkzeuge, weiter in der Bezahnung
der Mandibeln, als auch in der Behaarung der Kafermaxillen und in Chaetotaxie
des Kaferlabrums. Sonst sind beide Arten auch morphologisch offenbar nahe
verwandt. 2. Autokologisch und ethologisch unterscheiden sich die beiden Arten
in einer Reihe von Eigenschaften. Wahrend die Eiablage von CA (in die Knospen
von Klatschmohn) bereits im Mai beginnt, findet diese bei CM (in die Mohnkopfe
von Schlafmohn) erst nach Mitte Juli. Ethologisch ganz unterschiedlich verlauft
die Eiablage der Weibchen von beiden Arten, und diese Instinkte bleiben auch bei
einer experimentellen Verwechslung von Nahrungspflanzen fixiert. CA legt meist
nur ein Ei in eine Klatschmohnknospe, wahrend die Weibchen von CM eine grosse
Anzahl von Stichen in eine oder mehrere Schlafmohnknospen machen und in diese
ihre Eier legen. Diese Erscheinung ist einer der wichtigsten Faktoren der
Schadlichkeit von CM auf Schlafmohn. 3. Maximalzahl der Larven von CM schlüpft
in Abhangigkeit von Temperatur zwischen 5.-9. Tage. Larvalentwicklung dauert in
Bedingungen Mitteleuropas etwa 15–20 Tage. Die Kafer schlüpfen nach weiteren
etwa 20–25 Tagen nach der Verpuppung und sie überwintern im Erdkokon. Sie
sind langlebig, denn die Weibchen überleben in intensiver Eiablage l-3 Monate.
Durchschnittlich überleben die eilegenden Weibchen etwa 8 Wochen bei
intensiver Tatigkeit. Durchschnittliche Zahl von gelegten Eiern schwankt urn
200 Stück.4. Wie experimentell nachgewiesen werden konnte, sind beide Arten
imstande, ihre ganze Entwicklung auf verschiedenen Mohnarten zu beendigen. So
kann CM auf Klatschmohn und CA auf Schlafmohn experimentell geziichtet werden.
Die Ethologie beider Arten andert sich-dabei kaum. 5. Die natürliche
Sterblichkeit von CM ist gering. Zu den Parasiten gehoren vor allem Braconiden,
teilweise auch Ichneumoniden und andere parasitische Hymenopteren. Im Boden
werden alle Instare von Entomykosen befallen, hauptsachlich von Beauveria
bassiana und Metarrhizium anisopliae. Eine neue Metarrhizium-Art konnte bei den
Untersuchungen entdeckt werden. Auch eine parasitische Alchenart a us der
Gattung Neoaplectana wurde in den sich im Boden befindlichen Larven, Puppen und
Kafern beobachtet. Die Arbeit bietet ein geschlossenes Bild der Ökologie des
weissgefleckten Rüsselkafers und dessen Massenwechsels, als auch dessen
natürlicher Feinde in den Bedingungen Mitteleuropas. Gleichzeitig konnten die
wichtigsten ökologischen Unterschiede gegenüber der verwandten Art
Ceutorrhynchus albovittatus charakterisiert werden.
Key words: Coleoptera, Curculionidae, Ceutorrhynchus, immature stages, larva, morphology, biology, parasite